Lymphödem

Das Lymphgefäßsystem ist ein Transportsystem, das in unserem Körper zusätzlich zum Blutgefäßsystem besteht und in enger Nachbarschaft dazu verläuft. Venen und Lymphgefäße sind beide für den Abtransport von Stoffen da, denn manche Stoffe benötigen einen lymphatischen Abtransport (lymphpflichtige Stoffe).

Eine Schädigung des Lymphgefäßsystems führt dazu, dass Eiweiße und Gewebeflüssigkeit einfach im Gewebe – und zwar zwischen den Zellen – verbleiben bleiben. Es kommt in der Folge zu einer Gewebeschwellung, die als Lymphödem bezeichnet wird. Am häufigsten treten solche, durch zurückgestaute lymphpflichtige Gewebsflüssigkeit verursachte Gewebsschwellungen an Armen und Beinen auf.

Man unterscheidet hauptsächlich zwei Entstehungswege:

  • Das Lymphgefäßsystem kann bereits anlagebedingt eine Schwachstelle des Körpers sein. Sobald ein solches Lymphgefäßsystem die Belastungen nicht mehr auffangen kann, entwickelt sich früher oder später ein primäres Lymphödem. „Primär“ deshalb, weil die Ursache für die Einschränkung im Aufbau des Lymphgefäßsystems selber liegt.
  • Das Lymphgefäßsystem funktioniert von seiner Anlage her tadellos; durch eine Einwirkung von außen (z.B. Verletzung, Operation) kommt es dann jedoch zur Schädigung. Diese kann zu einer eingeschränkten Funktion und schließlich zu einem sekundären Lymphödem führen. „Sekundär“ deshalb, weil die Beeinträchtigung eine Folge ist, und die Ursache, also das primäre Ereignis, von außen kam.

Ein Lymphödem entsteht nicht unbedingt von heute auf morgen, denn der Körper hat verschiedene Mechanismen zum Ausgleich. Hat der Entstehungsprozess jedoch erst einmal begonnen, setzen sich komplizierte Mechanismen in Gang, durch die das Lymphödem im Laufe der Zeit voranschreitet.

Aufgrund der graduellen Entwicklung unterscheiden Mediziner vier klinische Stadien des Lymphödems, in denen unterschiedliche Symptome auftreten können:

  • Stadium 0 (Latenzstadium): Hier handelt es sich um die oben beschriebene Situation, dass das Lymphgefäßsystem bereits unzulänglich arbeitet, aber mit dem Lymphaufkommen durch Kompensationsmechanismen noch fertig wird. Es ist kein Ödem vorhanden.
  • Stadium I (Reversibles Stadium): Das Lymphgefäßsystem ist überfordert; es kommt zu einer eiweißreichen Schwellung im erkrankten Gebiet, die jedoch noch weich ist. Man kann Dellen hineindrücken. Durch Hochlagern des betroffenen Arms oder Beins geht die Schwellung von sich aus zurück.
  • Stadium II (Spontan irreversibles Stadium): Die Schwellung ist bereits durch das Auftreten überschüssigen Bindegewebes gekennzeichnet; Fibrose und Sklerose werden gebildet. Man kann keine Delle mehr eindrücken; Hochlagern führt nicht mehr zu einer Abnahme der Schwellung.
  • Stadium III (Elephantiasis): Die Schwellung ist extrem, die Haut ist verhärtet und durch warzenförmige Wucherungen gekennzeichnet. Manchmal entwickeln sich große Wülste. Die Gefahr für Wundrosen (Erysipele) ist groß, und die Haut wird anfällig für tiefe, schlecht heilende Wunden.

Je früher eine geeignete Behandlung begonnen wird, um so besser sind die Chancen, das Fortschreiten zu verhindern und sogar den Zustand zu verbessern, d. h. zu einem geringeren Schweregrad zurückzukehren.

Erste Symptome und Beschwerden:

  • Schwere-, Druck- und Spannungsgefühl
  • Kribbeln, Stiche oder leichte Taubheit
  • Asymmetrische Schwellung einer Extremität
  • Fuß- oder Handrücken ist geschwollen
  • Schnelle Ermüdbarkeit der betroffenen Extremität
  • Hautverfärbungen und andere Hautveränderungen
  • Hautfalten und -furchen
  • Erhöhte Anfälligkeit für Hautirritationen und Entzündungen